Rozhovor Niky Brunové s choreografem Petrem Zuskou o novém baletním představení Jihočeského divadla Klíče odnikud (vyšlo v Milk & Honey č. 2018/23) přinášíme i v angličtině (překlad Jan Bruna) a němčině (překlad Lucie Horná).
A stopped circulation can bring something new to movement. Janáček and Dvořák became part of this movement and so has choreographer Petr Zuska with his dance performance Keys to Nowhere. The origin of the story and reasons for the choice of music were described on the South Bohemian theatre website, only to raise further questions:
Where has this experience and its results brought you and what is your next direction? Have you found out anything new about yourself?
I feel it´s not quite yet the time for me to fully answer that question. It´s still too recent to have the necessary distance. Anyway, it´s quite an extraordinary thing and an inner feeling, because the matter itself and primal inspiration were very particular, personal and emotional to me, which doesn´t happen that often. It´s interesting how at the beginning I sensed that some parts and even the entire piece were going to be more narrative. Then, as it developed, I found myself led along a more symbolic path. So I just followed and respected the specific and natural course of the performance development.
Does the performance tell us anything substantial about death, as the featured music of Dvořák and Janáček does?
I don´t know whether it says something essential or even revelatory… probably not. Instead, the way I approach the phenomenon of death, how the death is introduced in the stage perspective may seem interesting. And of course, the appearance of Dvořák´s Requiem and Janáček´s On An Overgrown Path didn´t happen by accident. The former provides for a confrontation through the musical form itself and the latter introduces a painful life tragedy. There is a strong sympathetic resonance in Janáček´s piano works not only with death as such but also with anxiety, solitude, inner madness… things that also play a leading role in my themes.
Can you elaborate on the meaning of the chairs?
It´s not that I decided to use chairs onstage with a particular metaphor in mind, I just subconsciously felt I wanted them there. The unconscious reasons for that are obvious. First off, there are certain objects that, for some reason speak for themselves while on stage. Chairs belong to that sort of thing. They carry an array of references. Furniture, home, a balance point, an alter ego or the soul of a person who sits on or holds them… And there we are again: empty chair, emotions of loneliness, death.
You work with the human body and feelings. How do you deal with them as a choreographer and a dancer?
As a dancer, I always used movement and feelings in an intuitive way, which means a slightly different way every time. Like in life, not a single moment can be repeated. What I always cared about, though, was keeping my ideas in tune with the movement dynamics and with the body expression in general. I made a point of being authentic for myself and for the audience.
As a choreographer, I feel it in fact very similarly, though there are two important factors that are different. It doesn´t come up in this moment-here and now, instead some two months before it can be performed in front of the audience. But the main thing is I ´m not the most important, final medium anymore, it´s the actual dancer, a different and original human being.
The main character displays a certain closedness. How does this closing off come through on the outside?
How indeed? In different ways. I suppose you´re not asking about the soloist´s specific movement vocabulary. First, there´s a stage formula involved and second, the body language of a dancer or an actor cannot be translated into words. Nonetheless, from a broader point of view, you can probably say that this closedness is a psychosomatic condition, originating from an inner issue, spiritual or physical. It´s mutually connected. Whenever we feel bad for any reason, the body tension tends to focus inwards, towards the self. On the other hand, positive emotions straighten up the spine, shoulders and thorax and make your body act extensively. These are the things that body language studies, things a body can express itself without words.
Likewise, the recent trend of holistic medicine, which I am a big fan of, considers the signs of an illness in its full complexity and can, for example, discover in the body a relation to a completely different problem, which is actually the primary cause of the secondary symptom.
Ein angehaltener Kreislauf bringt etwas anderes in Bewegung. Janáček und Dvořák sind ein Teil der Bewegung geworden. Mit ihnen auch der Choreograf Petr Zuska, mit seinem Stück „Klíče odnikud“. Den Ursprung und die Wahl der Musik beschreibt Petr Zuska ausführlich auf der Webseite des Südböhmischen Theaters. Trotz dessen sind weitere Fragen entstanden:
Wohin führt sie diese Erfahrung und die bereits vollendete Choreografie und wohin geht der Weg weiter? Enthüllte es etwas Neues von Ihnen? Haben Sie in sich etwas Neues gefunden?
Ich habe das Gefühl es ist zu voreilig auf diese Frage zu antworten. Es ist zu neu für mich und ich konnte noch nicht den notwendigen Abstand gewinnen. Auf jeden Fall handelt es sich um eine relativ spezielle Angelegenheit und ein inneres Gefühl. Von Anfang an war das Thema und die Inspiration sehr konkret, persönlich und emotional, das passiert nicht so oft. Das Interessante dabei ist, dass ich anfangs das Gefühl hatte, dass einige Momente und auch das Stück im Ganzen mehr narrativ sein würde. Im Erschaffen selber ist mir plötzlich klar geworden, dass es mich in eine viel mehr symbolischere Richtung zieht. Ich habe mich führen lassen und dabei die Einzigartigkeit des Stücks respektiert.
Erzählt uns das Stück, ähnlich wie die Musik von Janáček und Dvořák, etwas wesentliches über den Tod?
Das weiß ich nicht, ob es etwas Wesentliches oder gar etwas Neues… das wahrscheinlich eher nicht so ganz. Es kann eher die konkrete Poesie in der Bühnenarbeit mit dem Phänomen Tod und das Symbolisieren des Todes in dieser Inszenierung meiner Meinung nach interessant werden. Die Requiems von Dvořák und die Lieder aus „Po zarostlém chodníčku“ von Janáček sind „dabei“ verständlich kein Zufall. Beim ersten handelt es sich um die Konfrontation der Musikform, beim zweiten geht es wiederum um eine sehr schmerzhafte Lebenstragödie. Ganz besonders finde ich in der Klaviermusik von Janáček eine starke Resonanz nicht allein mit dem Tod als solchen, sondern auch in der Angst, Einsamkeit, innerer Hysterie und dem Wahnsinn… Also mit dem was in meinem Stück „die Hauptrolle“ spielt.
Sagen Sie uns mehr über die Bedeutung der Stühle.
Es war nicht so, als hätte ich von Anfang den Stühlen eine konkrete und bedeutende Symbolik zugeschrieben. Ich habe einfach intuitiv gefühlt, dass ich sie möchte. Verständlicherweise gibt unterbewusste und nicht scheinbare Gründe für die Wahl der Stühle. Es xistieren Objekte, die aus bestimmten Gründen auf der Bühne „reden“. Stühle gehören zu diesen Objekten dazu. Sie führen automatisch eine Reihe von Bedeutungen mit sich, wie: Möbel, Zuhause, Halt, alter Ego oder sogar die menschliche Seele in dem man auf dem Stuhl sitzt oder ihn in die Arme schließt….und wir sind wieder dort- leerer Stuhl- die Emotion der Einsamkeit, des Todes.
Sie entwickeln und arbeiten mit dem Körper und den Gefühlen. Wie gehen Sie als Choreograf und Tänzer damit um?
Als Tänzer habe ich mit Bewegungen und Gefühlen eher intuitiv gearbeitet, also jedes Mal einwenig anders. Ähnlich wie im Leben wird ein Moment nicht wiederholt. Ich habe jedes Mal darauf geachtet, dass mein Gefühl in Verbindung mit der Musik, der Dynamik und dem Ausdruck meiner Bewegung im Allgemeinen gerecht wird. Leichter gesagt, dass das Ganze in diesem Moment für mich selber und damit auch für den Zuschauer glaubhaft erscheint.
Als Choreograf fühle ich das Ganze sehr ähnlich, bis auf zwei große Unterschiede. Das Gefühl entsteht nicht im hier und jetzt, aber vielleicht zwei Monate zuvor, bevor es überhaupt zum Publikum kommt. Das wichtigste finale „Mittel“ bin nicht mehr ich allein, sondern ein ganz anderer Tänzer, ein absolut anderes und originelles Wesen.
Die Hauptrolle der Vorstellung zeigt eine bestimmte Geschlossenheit. Ist es möglich ihr zu helfen?
Ich denke nicht. Es gibt Momente, in denen man einfach nicht mehr helfen kann. Ich kehre zurück zu meiner konkreten und ersten Inspiration für diese „Hauptrolle“-also meiner Tante- sie litt unter schwerer Schizophrenie und war komplett isoliert in ihrer Welt voller Dämone, mit Hass und Angst gegenüber allem um sie herum….Wie ich gesagt habe, ich denke nicht.
Wie ist die Geschlossenheit der Protagonistin nach außen hin zu sehen?
Wie wohl? Auf verschiedene Weisen. Ich nehme an, sie fragen nicht nach dem konkreten Tanzvokabular der Solistin. Erstens gibt es natürlich einen Stil, zweitens ist die Bewegungssprache eines Tänzers, Schauspielers kaum in Wörter zu übertragen. Vom Winkel eines allgemeinen Betrachters gesehen, kann man sagen, dass die Geschlossenheit ein psychosomatischer Zustand ist, der von einem inneren psychischen oder physischen Problem hervorgeht. Es ist miteinander verbunden. Wenn wir uns aus einem bestimmtem Grund schlecht fühlen, hat unser Körper die Tendenz sich „zu krümmen“, nach innen. Im Gegenteil dazu haben positive Emotionen die Tendenz unsere Wirbelsäure zu strecken, die Schulter und der Brustkorb haben die Tendenz sich nach vorne zu öffnen. Mit ähnlichen Sachen arbeitet auch die sogenannte „Body Language“, also die Wissenschaft, die sich damit beschäftigt wie selbständig der Körper Reaktionen, einen Standpunkt oder eine Beziehung ausdrücken kann, ohne dabei ein Wort zu verwenden.
Ebenso wie der aktuelle Trend der Ganzheitsmedizin, von der ich ein großer Fan bin. Sie beurteilt die Symptome der Menschen komplexer, sucht direkte Verbindungen mit einem komplett anderem Problem im Körper, welcher der eigentliche Grund des sekundären Symptoms ist. Das ist übrigens eine tausend Jahre alte Methode. Die derzeit klassische Medizin des Westens hat diese jedoch nicht gern. Durch eine Vereinfachung der Situation wird es klar. Die Pharmazeutische Industrie will immer mehr verdienen. Hast du so ein Problem? Ok, hier nimm ein Medikament. Niemand will sich aber die Zeit lassen, um heraus zu finden, dass das eigentliche „Problem“ nur eine Nebenwirkung des ersteren komplett anderen Problems ist.